Selten so gelacht

Grissemann und
Stachel im Rabenhof

In „Rouladen“ stürzen sich Christoph
Grissemann und Robert Stachel in
Abgründe der Seele und des Humors.

VON THOMAS KRAMAR

Wie das Wesen der Seele, so ist auch das Wesen der Roulade unergründlich. Wer sie zur Analyse entrollt, zerstört es. Das meint wohl auch der hochsensible Kabarettist Christoph Maria Grissemann. Seit 24 Jahren bereite er seiner Familie täglich Rindsrouladen und ertrage nicht, wie seine Frau die ihren beim Essen zerstöre, erzählt er – und überlegt: Wäre es nicht das Beste, sich selbst rouladisieren zu lassen?

In diesem Sinn schlüpfen er und sein Kompagnon Robert Stachel im Programm „Rouladen“ in etliche Rollen, spielen Schauspieler und Kabarettisten, schrullige Psychotherapeuten und deren geplagte Patienten sowie eine alte Bäuerin, die sich unter dem Namen Uriello als Weltbotschafterin des Lichts betätigt und mit ihrem gebenden Blick diverse Gebrechen heilt.

Klingt so tiefsinnig, dass es schon wieder blöd ist. Und umgekehrt. Der Humor, der seit Jahrzehnten in den fruchtbaren Sümpfen rund um die Sendung „Willkommen Österreich“ gedeiht, verschmilzt ja in seinen besten Momenten die beiden Bedeutungen des Wortes „tief“, im Sinn von tiefsinnig und von „tiaf“, wie der Wiener sagt, wenn jemand Wortspiele mit Opi/Opium macht oder Horvath öd nennt.

Wobei es noch tiefer geht: Für einen Witz, den Grissemann in diesem Programm erzählt, hätte man sich schon in moralisch nachlässigeren Zeiten fremdgeschämt. Aber es geht ja auch darum: um die Scham, die einen zu überleben droht, um die Peinlichkeit und um das Lachen, das einen überwältigt, gerade wenn man es sich verbeißen will. Stachel und Grissemann passiert ebendies oft nach ihren eigenen Pointen. Man versteht sie. Im Ernst: Selten so gelacht.


Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert